Kleine Weingüter - Ganz groß
Rioja, eines der bekanntesten Weinbaugebiete Spaniens. Noch haben die großen Bodegas hier das Sagen. Um die 16 großen Erzeuger machen beinahe die Hälfte der Jahresproduktion aus, die im Schnitt bei 350 Millionen Flaschen liegt. Doch es sind die kleinen Winzer, die den Großteil der 66.000 ha Rebfläche besitzen. Die Zeiten ändern sich.
Schauen wir zurück in die Geschichte. Vor seinem Tod 1975 setzte der spanische Diktator General Francisco Franco alles daran, Großerzeuger, Genossenschaften und eine ertragsstarke Landwirtschaft mit geringer Qualität zu fördern. Wie in anderen Gebieten gab es auch hier die Tradition, Weine aus dem gesamten Gebiet zu vermengen und die Verschnitte lange zu lagern, bevor sie mit den wertsteigernden Bezeichnungen Crianza, Reserva und Gran Reserva abgefüllt wurden. Die Vorschriften für Erzeuger, die diese Bezeichnungen verwenden wollten, verlangten mindestens 50 Fässer, die bis zu fünf Jahre in den Kellern reifen mussten. Das stellte für fast alle kleinen Erzeuger ein großes Hindernis für den Cashflow dar.
Der Wandel begann Mitte der 80er Jahre, als es zu einer Verlagerung hin zum Familienbesitz mittelgroßer Weinkellereien und zu einer stärkeren Konzentration auf Terroir und regionale Weine kam. Diese Weine trugen dazu bei, den traditionellen Rahmen zu sprengen. Ihr Stil ist oft reichhaltiger und kräftiger, vor allem aber werden sie in einzelnen Lagen erzeugt, um das Terroir zum Ausdruck zu bringen und das Potenzial der Tempranillo-Traube zu nutzen.
Nach italienischem Vorbild, wo eine gesetzliche Bezeichnung für die Super-Tuscans entwickelt werden musste, wurden daher auch in der Rioja die Viñedo Singular - oder VS - geschaffen. Rechtlich werden sie als "kleinere geografische Einheiten, die eine oder mehrere Katasterparzellen umfassen können", beschrieben und die von ihnen erzeugten Weine unterliegen strengeren Regeln als die ihrer Nachbarn. Es gibt beispielsweise Ertragsregelungen, die Rebstöcke müssen mindestens 35 Jahre alt sein und der Weinberg muss seit mindestens 10 Jahren im Besitz der Winzer oder langfristig gepachtet sein. Außerdem müssen sie zwei Verkostungen bestehen, bei denen sie mindestens 93 Punkte erreichen müssen.
2019 wurde die erste Liste der VS veröffentlicht und enthielt sowohl Weine von großen als auch von kleinen Weingütern. Allerdings haben sich einige bekannte kleine Weingüter nicht beworben, da ihre Weinberge zu jung waren oder sie kein Interesse daran hatten.
Inzwischen wird die VS-Bezeichnung jedoch immer häufiger von den kleinen und mittleren Weingütern verwendet. Die Gesamtfläche aller zertifizierten VS-Lagen beträgt fast 200 ha und es sind mehr als 100 Weinberge zertifiziert worden.
Einer der kleineren Erzeuger der DOCa Rioja ist das bei uns gelistete Weingut Viña Olabarri. Hier werden nach traditionellen Methoden feine Weine produziert, die stets von einer weichen Frucht getragen werden. Erstaunlicherweise ist das Weingut mit einer Jahresproduktion von rund 750.000 Flaschen unter dem Radar geblieben. Während sich einige der neuen Winzer auf Tempranillo konzentrieren und zusätzlich Crianza, Reserva und Gran Reserva anbieten, folgt diese Bodega der großen Rioja-Tradition, indem sie die Rioja-Dreifaltigkeit Tempranillo, Mazuelo und Graciano vermengt.
Und ganz nebenbei: Auf Rioja entfallen die meisten Spitzenbewertungen im spanischen Qualitätsweinbau - eine großartige Leistung - und die mittleren und kleineren Erzeuger leisten einen großen und wachsenden Beitrag zum Ansehen der Region.