Mehrweg ist Klimaschutz

Die Weinbranche steht im Spannungsfeld zwischen Tradition und den Anforderungen an eine nachhaltigere Zukunft. Eine der größten Herausforderungen ist dabei die gängige „Verpackung“ von Wein. Glasflaschen, die weiterhin die häufigste Verpackungsform in der Weinbranche sind, verursachen bei ihrer Herstellung erhebliche CO₂-Emissionen. In Zahlen bedeutet das: Rund 47 % der Emissionen bei der Herstellung einer Flasche Wein entfallen auf die Produktion der Glasflasche selbst. Angesichts des Klimawandels und des zunehmenden Nachhaltigkeitsbewusstseins der Konsumenten sollte die Einweg-Glasflasche daher nicht mehr als Selbstverständlichkeit angesehen werden.

Ein System mit Ausnahmen

Mit der Verpackungsverordnung wurde 1991 in Deutschland erstmals eine Pfandpflicht für Mehrwegverpackungen gesetzlich verankert und damit der Grundstein für ein Mehrwegsystem gelegt. Für Einwegverpackungen gilt die Pfandpflicht seit 2003 – jedoch nur für jene Verpackungen, die neben der Einweg- auch als Mehrwegvarianten angeboten werden, wie etwa bei Bier oder Wasser. Das Pfandsystem hat sich über die letzten Jahrzehnte zunehmend etabliert und ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Die gesetzlichen Entwicklungen seither haben zwar die Pfandpflicht für weitere Verpackungsarten eingeführt und bestehende Regelungen erweitert, doch Weinflaschen sind bislang immer noch davon ausgenommen. Die EU-Kommission hatte ursprünglich vorgeschlagen, bis 2030 auch eine Mehrwegquote für Weinverpackungen einzuführen. Doch diese Regelung wurde inzwischen fallengelassen, was in der Branche zunächst für Aufatmen sorgte. Trotzdem bleibt klar, dass Handlungsbedarf besteht. Aufgrund des Wegfalls der Mehrwegquote und der fehlenden Einwegpfandpflicht auf Glasflaschen ist es jedoch noch nicht dringlich. Aus Umweltschutzsicht wiederum ist dies ein deutlicher Rückschritt, da dieser Aspekt bei der Gesamtbetrachtung in den Hintergrund zu rücken droht. Auch in der Weinbranche sollte bedacht werden, dass Mehrwegverpackungen einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Durch die bis zu 50-malige Wiederverwendung der Flaschen werden natürliche Ressourcen und Energie gespart, Abfall reduziert und Treibhausgasemissionen verringert.

Gemeinsam neue Wege gehen

Wir bei Riegel Bioweine sind ein Beispiel dafür, wie nachhaltige Initiativen Fuß fassen können. Wir füllen bereits seit 1991 Weine in 1l-Mehrwegflaschen ab und haben unser System über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Aus einer ursprünglich kleinen, regional begrenzten Initiative ist eine breit aufgestellte Mehrwegstruktur im Bio-und Naturkosthandel geworden. Anfänge und neue Ideen brauchen Mut und überzeugte Mitstreiter, das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Pionierarbeit leistet unter anderem auch die Wein-Mehrweg eG, die ein innovatives Mehrwegsystem für 0,75-Liter-Weinflaschen entwickelt hat. Mit der Gründung der Genossenschaft im Jahr 2023 steht der Weinbranche erstmals ein Modell zur Verfügung, das Einwegflaschen in großem Maßstab ersetzen kann. Dieses Modell hat das Ziel, einen bedeutenden Teil der 0,75-Liter Einweg-Weinflaschen zu substituieren und somit eine umweltfreundlichere Alternative für Konsumenten anzubieten. Aus Überzeugung und aus Verantwortung für die Umwelt haben wir uns deshalb ohne zu zögern entschlossen, das neue Projekt der Wein-Mehrweg eG von Anfang an tatkräftig zu unterstützen. Die Genossenschaft eröffnet uns und der gesamten Branche die Möglichkeit, langfristig nachhaltige Lösungen für die Weinerzeugung und -verpackung zu etablieren.

Gemeinsam Richtung Zukunft

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Einführung von Mehrwegflaschen im Weinsektor enormes Potenzial für die Reduktion der Umweltbelastung birgt. Der Weinmarkt steht vor der Herausforderung und Chance, seine Verpackungsformen an die Umweltbedürfnisse anzupassen. Die Umstellung ist gewiss nicht immer einfach, erfordert Anpassungen und Investitionen, doch die Vorteile liegen auf der Hand: Eine breite Einführung von Mehrwegflaschen würde nicht nur Treibhausgasemissionen reduzieren, sondern könnte auch einen positiven Einfluss auf das Bewusstsein der Konsumenten haben. Die Nachfrage nach Wein in umweltfreundlicheren Verpackungen könnte das Umdenken in der gesamten Branche vorantreiben und langfristig den Weg für eine klimafreundlichere Weinwirtschaft ebnen.

So bleibt zu hoffen, dass sich sowohl die Branche als auch die Verbraucher künftig verstärkt für nachhaltige Lösungen entscheiden. Ein zukunftsorientierter Weinmarkt ist möglich – wenn alle Akteure, von den Produzenten bis zu den Konsumenten, ihren Beitrag dazu leisten.

Gehen wir gemeinsam einen Schritt in Richtung Zukunft!

Alle Weine in der 0,75l- und 1l-Mehrwegflasche finden Sie hier.

 

Bildquellen: Arbeitskreis Mehrweg GbR; Weinwirtschaft, Foto: Karin Steinmann; Deutsche Welle

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